18.11.2012
Fotos Blind
Pilot & Calexico
Website
Blind Pilot
Blind Pilot sind:
Israel Nebeker: vocals, guitar
Ryan Dobrowski: drums, percussion
Luke Ydstie: Bass
Kati Claborn: banjo,
mountain dulcimer, ukelele
Calexico sind:
Joey Burns - Gitarre, Lead Vocal
John Convertino - Drums
Martin Wenk - Trompete, Gitarre, Vibes, Keys &
Vocals
Jacob Valenzuela - Trompete, Vibes, Keys & Vocals
Sergio Mendoza - Keys
Ryan Alfred - Bass
Jairo Zavala - Gitarren, Vocals
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Algiers Tour
live in Wiesbaden, Schlachthof mit Blind Pilot
Link zur Setlist
Wiesbaden plus Videos
Mit Ostseeadrenalin
Wie immer an dieser Stelle mein Dank an Haus- und
Hofschreiberin Christel
Calexico ist für
mich im Moment die angesagteste meiner Musikleidenschaften. Ihr
neues Album Algiers wird kaum kalt in meinem Player. Noch
weniger das berauschend schöne Beipack Spiritoso. Nix geht
drüber. Da könnte ich drin baden! Es geht zu fast jeder Tages-
und Nachtzeit. Es fährt morgens in kürzester Zeit die Systeme
hoch und coolt abends die Systeme wieder runter. Deshalb freue
ich mich riesig, dass die Calexico-Buben nach der
Darmstadt-Centralstation im September nun ins Hessische
Hauptstädtchen kommen. Wie so vielen Schlachthöfen hat auch dem
Wiesbadener der Zahn der Zeit den Wandel zu einem Kulturzentrum
beschert. Die post-tote-Tier Aura widmet sich nun dem prallen
Leben. Diese Halle wurde gerade gestern erst eingeweiht. Man
sieht es ihr an, alles neu und schick und irgendwie
jungfräulich.
Calexico kommen just
vom Rolling-Stone-Weekender am Weißenhäuser Strand, wo sie einen
grandiosen Gig abgeliefert haben. Ein bisschen müde, grinst
Martin, sonst alles gut. Derart gutes Adrenalin war schon immer
verheißungsvoll!
Ein elektrisierendes
Hochgefühl nimmt Besitz von mir, als um kurz nach neun Jacob und
Martin den ersten Trompetenalarm abfeuern. Halleluja!
I touch your face and you close your eyes singt Joey gerade
und tut es. Auf der Bühne ist die Atmosphäre gerade um
ein vielfaches dichter als im Rest der Welt. Schaulaufen für
Nimmersatte, Ewighungrige, Musikstoned-Dauergeflashte. Meine
Augen kleben momentan an John Convertino wie er seine Drums
bearbeitet, die Becken touchiert, einen flüchtigen Ticker setzt,
wahrlich ein Gentleman- und Feingeistdrummer und ein herrlicher
Nervenkitzler. Auf der anderen Bühnenseite ist ja noch Jairo
-Depedro-, mit Jacob und Martin auch für den Gitarrenalarm und
nicht zu vergessen, Gesang, zuständig, Akkordeon und allerlei
Geraffel, was dieses besondere Klangbilderlebnis Calexico
ausmacht. In der Bühnenmitte das Mastermind Joey, die
Lichtgestalt. Dahinter ist der neue Mann an den Tasten platziert
und daneben der Neue am Bass. Die beiden haben sich nahtlos
eingefunden im Calexico-Biotop. Joey ist die große Sonne um die
sich alles dreht und wirft doch keinen Schatten. Im Gegenteil
lässt er seinen Jungs großzügig Freilauf, den sie mit größten
Vergnügen auskosten, es gibt keinen Moment oberflächliches
Dahingeplänkel, es ist Masse und Klasse, Tiefgang und Höhenflug,
gleichzeitig mächtig und leichtgewichtig, ein ständiges
Instrumentenkarussell und keine Sekunde überladen; in einer Hand
die bunten Maracas, in der anderen die Trompete, Guero Canelo
und es braucht dann noch Luft für die Vocals. Und dann schnell
hinter den Röhrentisch. Wenn sich sieben Heißblutmusiker selbst
bespaßen, fällt auch jede Menge für unsereinen ab. Trigger,
Epic,
Two Silver Trees, The News about William, Corona und und und
und... fffffeeettttt. Beim ersten Anhören von Algiers
erstaunte mich diese füllige Ruhe und jetzt kommen diese Stücke
unglaublich lebendig und aufregend von der Bühne, livehaftig ist
doch noch mal ne ganz andere Welt. Wann immer sphärische
Soundfarben aus der Xylophonecke hervorquillen, schneidende
Gitarrenriffs die Luft teilen, ein dumpf-treibener Bass den
Wüstenstaub aufwirbelt, Akkorde und üppige Melodien mit Rhythmen
die Halle füllen, Trompetenstöße eine Ahnung von mexikanischer
Fiesta aufkommen lassen und Drumglitzer alles das krönen, saufe
ich mit Haut und Haaren ab und komme frühestens kurz nach Ultimo
wieder an die Luft.
Calexico haben einen
guten Lauf derzeit und spielen jedes Mal aufs Neue auf dieser
gigantischen Algiers-Welle sich und die Welt verrückt. Gegen
Ende kommen Blind Pilot wieder hinzu. Miss Ohio ist eine tolle
Nummer und so wird es noch ein bisschen reicher, wärmer, wohler,
fetter, größer, das geht unglaublich gut zusammen und krönt ein
tolles Konzert nach gefühlt natürlich viel zu kurzer Zeit. Mit
diesem Wohlgefühl in die nass-kalt-graue Nacht, bbbbrrrrrrr!
Christel Amberg-Wiegand für
www.erlebtemusik.de
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11.08.2009
Die Fotos
Calexico sind:
Joey Burns - Gitarre, Lead Vocal
John Convertino - Drums
Martin Wenk - Trompete, Gitarre, Vibes, Keys &
Vocals
Jacob Valenzuela - Trompete, Vibes, Keys & Vocals
Paul Niehaus - Pedal Steel, Gitarre
Volker Zander - Bass
Jairo "Depedro" Zavala -
Gitarren, vocals
01. Roka
02. Across the Wire
03. Jesus & Tequila
04. Bend to the Road
05. Sunken Waltz
06. Minas de Cobre
07. Inspiracion
08. Crystal Frontier
09. Two Silver Trees
10. Red Blooms
11. El Gatillo
12. Victor Jara's Hands
13. Man Made Lake
14. Alone Again Or
15. Fractured Air
16. Close Behind (instrumental)
17. Letter to Bowie Knife
18. Corona
19. Writer's Minor Holiday
20. All Systems Red
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Wer zu spät kommt....
von Christel Amberg-Wiegand
...
den bestraft das Leben und so werden sich etliche Spätkommer
geärgert haben, doch wer 30 Min. früher beginnt, hat hinten
raus Zeit. Das erweist sich als cleverer Schachzug - sonst
wären sie am Ende womöglich schwer ausgebremst worden, der
Mörtel und die Steine hätten ein paar Risse weniger. Das
warm-up mit Depedro ist ein warm-up für die Band. Joey,
Jacob, Paul, John, auf einmal ist fast ganz Calexico on
stage und liefert einen etwas anderen aber dann doch
calexico-typischen Sound. Endlich mal ne "Mogelpackung", wo
mehr drin ist. Depedro mit Calexico und Calexico mit Depedro
ist ein und die selbe Gleichung. Mein erstes Mal hier im
Serenadenhof. Es ist noch viel Zeit bis Showtime und wir
wollen sie nutzen für das NS-Dokumentationszentrum. Ist es
diese gigantische Größe der Kongresshalle, die Macht der
Bilder und der lebendigen Worte und das beklemmende Thema an
sich ? alles zusammen ist fast to much, mir ist ganz flau,
ich muss hier raus an die Luft, es erdrückt mich. Langsam
geht's besser, dann rein in den schönen Innenhof, die
Wiedersehensfreude und alles drumherum vertreiben die
düstere Stimmung aus Kopf und Bauch. Und zwar gründlich.
Blitzstart
mit Roka und Across the Wire, Calexico und das Publikum sind
von der ersten Sekunde eine Einheit. Der gefühlte heißeste
Punkt der Erde ist heute genau hier, der Serenadenhof
Nürnberg brodelt sich ein. Fantasiebilder formen sich vor
weißlichtgreller Sonne, die Luft vibriert, flimmert, flirrt,
alles ein bisschen unwirklich irgendwie, das Adrenalin pulst
im Rhythmus der Musik durch die Adern, zerbröselt
Arterienverkalkungen und macht so wunderbar das Hirn frei.
Calexico - das ist eine unbändige Energie, eine ständige
Bewegung, ein treibendes Vorwärts, wo sich jeder von ihnen
in eine endlose Freiheit stürmt, die von Rhythmus, Melodie,
Stimme, Feeling gelenkt und gehalten wird und sich in einem
Klangorkan überschlägt. Es ist diese umwerfende Direktheit,
diese Unmittelbarkeit dieses orgiastischen Musikuniversiums
vieler Musikstile, die mich hypnotisiert und überrollt.
Eine
stoische Abfolge von Tönen, darüber die schneidende Trompete
und irgendwo darunter eine breite Schweineorgel, was für
eine Mischung, das ist Jesus & Tequila, Drunken Walz ist
schmutzig und von einer Melancholie durchzogen, von wahrem
Leben gelebt, nicht dieser feine Gesellschafts-Tanzreigen,
Himmel, es endet in einem wilden Durcheinander im Kopf, der
kaum noch die Spur halten kann. So langsam zieht es mich
immer tiefer in diesen Hexenkessel, der Boden unter den
Füßen ist mir längst weggedriftet, ich höre einen Zug von
links nach rechts dampfen, Wirklichkeit?, nein Minas de
Cobre, tief, tiefer hinein. Drei Stromgitarren machen
ordentlich Alarm, es clustert sich auf zu einem unfassbaren
Sounderlebnis, ein kaum zu packendes Klangvolumen, denn da
sind ja noch diese betörenden glasklaren Mariachis, Pauls
Steelguitar, die in mir mit diesen metallisch heißen Tönen
ganz andere als Country-Assoziationen aufkommen lässt,
Volkers satt warmer Grundbass und vor allem dieser Van Gogh
aller Drummer! John Convertino lässt Kleines groß werden und
verdichtet das Große aufs Kleinstmögliche, malt große Bilder
mit kleinsten Geräuschen und lässt es krachen wie
Donnergrollen. Wenn diese Band im Laufen ist gibt's kein
Halten! Wild, frei, unberechenbar, geheimnisvoll, was noch?
... eigentlich unbeschreibbar. Kleine Melodien werden dicht
und dichter, treiben dahin, blühen sich auf, fallen zusammen
und lösen sich irgendwann im Nichts auf. Wie eine Achterbahn
geht es mal in grenzlose Höhen und im nächsten Moment in
eine tiefe heiße Hölle. Dabei ist es hilfreich, wenn man
locker in Knie und Hüften ist, das hier ist nix für
Bewegungsmuffel und leidenschaftslose Hörpuristen, hier ist
Leben, Live, Lust, Freude zu hören und zu sehen. Außerdem
fühlt es sich verdammt gut an, die Töne im Magen zu spüren,
auf der Haut kleben, in den Haaren, in den Ohren wie heißer
Sand. Da fließt Schweiß, da wirbelt Staub, da flimmert
Sonne, ein Hörerlebnis, verdammt packend und absolut, es ist
eine kleine Weltreise einem irrealen Horizont entgegen. Joey
gibt dem Ganzen eine Stimme, eine Seele. Sie hat manchmal so
etwas Zerbrechliches, Leichtes, ist seltsam entrückt und hat
doch Stärke. Er ist ein Frontmann wie er leibt und lebt.
Als hätten sie nicht schon
genug Zunder gelegt, als hätten sie bis jetzt Slomo
gefahren, fahren sie noch zwei stramme Zugabenblöcke mit
Close Behind, Letter to Bowie Knife, Corona und Writer's
Minor Holiday und zu guter Letzt natürlich All Systems Red.
Funken sprühen, da explodiert förmlich das Universum, um im
nächsten Moment krachend und bleiern in der Luft zu
ersticken. Ein würdiges und absolut passendes End of
Showtime! Danach geht nur noch Notaus, Tilt, Hirnvakuum,
Timeout, bis irgendwann später die Welt so gaaanz langsam
wieder zu mir zurückkehrt. Calexico haben mich gut
zweieinhalb Stunden auf links gedreht. Mir ist wie mit
geschlossenen Augen, die Arme zu Flügeln ausgebreitet, im
Kreis drehen bis ich falle, falle, falle. Wo ist der Knopf
für die Drehtür zur Welt?
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15.07.2009
Die Fotos
Calexico sind:
Joey Burns - Gitarre, Lead Vocal
John Convertino - Drums
Martin Wenk - Trompete, Gutarre, Vibes, Keys &
Vocals
Jacob Valenzuela - Trompete, Vibes, Keys & Vocals
Paul Niehaus - Pedal Steel, Gitarre
Volker Zander - Bass
Jairo 'Depedro' Zavala -
Gitarren, vocals
Chris Cacavas - Keys
Die Setlist
01. Ghostwriter (with John
Convertino, Chris Cacavas and Joey Burns)
02. El Gatillo
03. Roka
04. Black Light
05. House of Valparaiso
06. Sunken Waltz
07. Minas de Cobre
08. Inspiracion
09. Crystal Frontier
10. Man made Lake
11. The News About William
12. Not Even Stevie Nicks
13. Victor Jara's Hands
14. Two Silver Trees
15. Dub Latina
16. Letter To Bowie Knife
17. Alone Again Or
18. Fractured Air
19. Guero Canelo
20. Writer's Minor Holiday
21. In The Reins
22. El Burro Song
23. Red Blooms
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Da war es wieder ...
dieses
unbeschreibliche, undefinierbare Live - Konzertgefühl - fast
genau auf den Tag 2 Jahre zuvor hatte ich das an genau
demselben Ort auch schon so empfunden. Auch damals wars voll
und heiss und trotzdem fühlte man sich irgendwie leicht und
luftig! Sie lassen einen ganz unwillkürlich mittanzen, diese
aussergewöhnlichen Musiker der Extraklasse mit ihrem
hinreissend schönen Live Set. Und noch immer gelingt es mir
schlecht das zu beschreiben - aber dazu gibt es diesen wunderbaren
Artikel im Darmstädter Echo - der trifft es auf den Punkt - absolut!! Ich kann
dazu nur noch die Bilder liefern....
Grossen Dank an Dr.
Stephan Görisch vom Darmstädter Echo, der uns diesen
Artikel freundlicherweise zur ausschliesslich privaten Nutzung
überlassen hat!
Und Dank an Christel für ihre
Gedanken zum Konzert!
Licht Ton Strom
alles
dazu notwendige Bühnengeraffel wandert schlussendlich in diese
Transportboxen, nur das gefühlte Gefühl, die erlebte Musik,
die Stimmung und die Atmosphäre bleiben zurück. Oder um es mit
Frau Dr. 013 zu sagen: WAS für ein geiler Abend! Nach dem viel
später als erwartetem Ende des Konzerts bleibt so eine
Ohnmacht zurück. Die Magie der Musik hängt noch in den Mauern
und mir in den Knochen und ich möchte eigentlich noch gar
nicht raus in die Stadtluft zum abchillen. Diese Musik ist für
mich schwer in Worte zu fassen. Sie ist so völlig anders.
Calexico bringen eine ungeheure Energie mit und Hitze - im
echten wie im übertragenen Sinn. Ich hoffte, die
Centralstation würde klimatisiert sein, dass es ein heißer
Abend werden würde, war eh klar. Im Nachhinein betrachtet,
würde etwas gefehlt haben. Wahrscheinlich war der Wunsch Vater
des Gedanken und abgesehen davon wäre jede Klimm sowieso
kollabiert. Ist auch egal, man ist nur einmal nass und das
schon nach knapp 10 Minuten des Vorprogramms. Aaah - ER also
ist Depedro. Der junge tolle Musiker, der mir im vorigen
Jahr im Mousonturm schon aufgefallen war und den Calexico an
jenem Abend mit großem Bühnenzauber mit einem goldenen Helm
als Geschenk verabschiedet hatten. Heute ist er der
Support-Act (wer supportet da wen?) und als seine Band kommen
nicht Geringere als abwechselnd einige Calexico-Bandmitglieder
auf die Bühne. Jacob, Martin, und John. Er spielt und singt
spanisch, ich verstehe natürlich nichts an Worten und kann
mich daher völlig der Musik ergeben. Eine kurzweilige halbe
Stunde tolle mitreißende Musik, mal locker flockig, mal
melancholisch mit dem spanischen Blues, den er seiner Gitarre
so ganz anders spielend als unsereiner es üblicherweise sieht,
entlockt, und mit einer warmen vollen Stimme voller Süden. Die
fünfzehnminütige Pause ist sicher nur pro forma, denn
Bühnenumbau findet nicht statt. Jetzt kommen Calexico auf die
Bühne - eben mit Depedro als Gast. Das Volk tobt sich ein -
surprise surprise, so verschmelzen zwei Acts zu einem.
Ziemlich gute Idee ist das - am Ende kurz vor
Mitternacht sind es dann gute zweieinhalb Stunden Spielzeit.
Frau
Dr. 014 sagt das übrigens auch: WAS für ein geiler Abend!
Begeisternd, fantastisch, großartig, hervorragend und
erregend, hungrig, lustvoll und some kind of erotisch.
Jedenfalls empfinde ich diese Musik so. Wie durch ein
Fegefeuer der lateinamerikanischen Klang- und Rhythmuswelten,
unterbrochen und/oder scheinbar frei von irgendwelchen Regeln
aufgemischt mit Rock und Blues und Walzer und was weiß ich
noch alles. Lateinamerikanisch nicht als dieses steril
abgehobene Oberklassenmarionettentheater eines
Tanzwettbewerbs, sondern erdig staubig von den Straßen mitten
aus'm Land und von ganz normalen Menschen. Die rappelvolle
Centralstation verwandelt sich in kürzester Zeit in eine
tanzende Menschenmenge von feiernden Hessen auf einem
ausgelassenen südamerikanischen Fest. Da stehen acht
Herzblutmusiker (davon zwei waschechte Hessen) auf der Bühne
und jeder, außer John Convertino, der für mich maßgeblich für
den unverwechselbaren Calexico-Sound verantwortlich ist und
Volker Zander mit dem E- und Kontrabass, er spielt die dicken
Saiten knochentrocken, ist reihum mal an den Tasten, an den
Vibes oder diversen Gitarren oder Akkordeon zu erleben. Das
finde ich absolut klasse. Das ist hand- herz- und hirngemachte
Musik auf echten Instrumenten. Es macht riesig Spaß, dieses
Treiben zu beobachten, da passiert etwas auf der Bühne, auch
jenseits der Musik, diese ungeheure Lebendigkeit und diese
Leidenschaft ist nicht nur hörbar, sondern sichtbar. Für mich
gehört das unbedingt zum Liveerlebnis Musik. Herr Niehaus
sieht aus wie ein Buchhalter, aber wehe er betreibt die dritte
Stromgitarre (wenn er nicht gerade die Horizontalversion Pedal
Steel betreibt), dann wird der Sound noch ein bisschen fetter
und gitarrenschwerer. Mal entlädt sich ein tonnenschweres
Gewitter oder ein Regen, der alles noch drückender macht, mal
ist es wie ein unendlicher Sternenhimmel, wie eine Siesta oder
eine ausgelassene Fiesta. Dem Tonmann zolle ich höchsten
Respekt, alles, die verschleierten Töne der Vibes und sogar
die Klanghölzer, nichts geht unter.
Sie
spielen mich schwindelig und drunterunddrüber, drehen mich auf
links und in eine Illusion von schwerer schwüler Luft und
ausgemergelter Landschaft irgendwo auf diesem Planeten wo ich
noch nie war. Es gibt wieder mehr Trompeten als in meinen
früheren Konzerten, Jacob und Martin stürmen geradewegs in die
heißeste Hölle, glasklar, messerscharf jagen sie die Töne
durch Mark und Knochen. Manchmal bleiben sie irgendwo oben
hängen wie ein Feuerball am Himmel, bevor er erlischt. Das
sind diese magischen Momente. Augen zu und tief hinein! Die
Art, wie John Convertino das Schlagzeug betreibt, ist beinahe
hypnotisierend. Er streichelt seine Felle, klöppelt mal hier
und da wie fast zufällig über Becken und Töpfe, ein Tupfer
hier, ein Wischer dort, und hält unter allem diesen kaum
mitklatschbaren Takt (die liegen uns einfach nicht so im Blut)
und das alles klingt unglaublich locker und leicht,
unbeschwert und seltsam losgelöst über allem schwebend. Ich
könnte ihm stundenlang zusehen. Genau wie Joey, er bewegt sich
so ganz anders mit der Gitarre, seine Stimme vermittelt immer
dieses Gefühl von Leid und Lust und manchmal Düsterkeit. Er
hebt immer wieder jeden der Band hervor, nur er selbst nimmt
sich nicht so wichtig, so scheint es. Dieser Klang von
Calexico ist einzigartig, er fesselt mich und zieht mich immer
weiter tief hinein wie in Klangwelten, die ich sonst nicht
pflege. Er macht süchtig! Und diese gigantische Version heute
abend von Stevie Nicks hab ich auf ewig archiviert, damit
haben sie mich an diesem Abend willenlos gespielt. Roka und
die Calexico-eigene Version von Alone Again Or. Von der neuen
Scheibe Victor Jara's Hands und The News About William waren
im Programm.... Wenn der Sommer schon nicht in unseren
Breitengraden stattfindet, dann projizieren Calexico
wenigstens eine Ahnung davon. Im Kopf ein Bild wie von ein
einer Fata Morgana, mit ner fetten Caipi entspannt, aber vom
Tag überhitzt über flirrendem Sand am Horizont die heiße Sonne
untergehen sehen. Ein Gefühl von entrückt sein, der Kopf ist
angenehm leer, der Puls hat sich längst diesem Rhythmus
angeglichen, die Füße tanzen, die Beine werden schwerer und
trotzdem macht sich eine wohlige Leichtigkeit in mir breit,
die weit bis über die Nacht hinaus anhält. Das Gefühl verlangt
nach Wiederholung, unbedingt wieder haben wollen! Und bis es
soweit ist in Nürnberg im Serenadenhof werde ich mich immer
wieder mal in die Centralstation zurückdenken.
Christel
Amberg-Wiegand für www.erlebtemusik.com
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11.07.2007
Die Fotos
Die Setlist
Calexico sind:
Joey Burns - Gitarre, Lead Vocal
John Convertino - Drums
Martin Wenk - Trompete, Gutarre, Vibes, Keys &
Vocals
Jacob Valenzuela - Trompete, Vibes, Keys & Vocals
Paul Niehaus - Pedal Steel, Gitarre
Volker Zander - Bass
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Calexico in der
Centralstation Darmstadt
Neugierig geworden waren wir auf
Calexico durch das musiklaische Multitalent Martin Wenk, der
uns schon bei Stephan Eicher absolut überzeugt und begeistert
hat. Also war es angebracht ihn endlich mal in seiner
Stammformation zu sehen.
Und was soll ich sagen? Absolut mitreissend dieses Konzert -
mein erstes aber ganz sicher nicht mein letztes! Hier
werden wir ganz sicher zu Wiederholungstätern!
Wie immer überlasse ich das Schreiben gerne
Christel :
Ein
ganz und gar nicht ungastlicher Wüstentrip
Wenn
nicht
Musiker gern vielerlei Betätigungsfelder htten, wäre uns
dieser Kunstgenuss vielleicht versagt geblieben. Hätte der
Hund nicht... hätte er den Hasen... Hätte, wäre, könnte ist
alles Konjunktiv, so isses nun mal nicht. Tatsache ist, dass
Martin Wenk sich bei Stephan Eicher eingemischt und für
höllisch guten Budenzauber gesorgt hat und uns neugierig auf
sein musikalisches Homeland.
Ein
Trip im grenzenlosen Musikkosmos über den großen Teich, dahin
wo es heiß ist und ein ganz ganz bitteres amarican way of life
stattfindet. Ins mexikanische Grenzgebiet, förmlich in die
Wüste geschickt. Jedenfalls bemühen Print- und Onlinemedien
einen Wortschatz aus diesem Umfeld, um die Musik von Calexico
zu beschreiben. Das ist schwer genug und ich kann nicht mehr
als ebenso scheitern. Es passt schon irgendwie und gibt ein
bisschen Orientierung beim Schubladendenken. Man muss es
einfach mit Haut und Haaren erleben, bis alles an einem klebt,
mitfühlen und eintauchen in den Sonnenuntergang am flirrenden
Horizont. Dann beschreibt sie sich am besten selbst. Das
Gefühl von Hitze, Staub, endlosem Nichts, staubiger trockener
Kehle, die mit Tequila und Corona befeuchtet werden will,
stellt sich ganz von selbst ein. So also rockt die Wüste.
Die
Konzertpremiere
vor dieser gigantischen Kulisse der R(h)einkultur in Bonn war
absolut überzeugend! Das war die Vorspeise, das komplette Menü
hab ich mir in der Centralstation auftafeln lassen. Da gibt's
mal nix, Musik zum Mitmachen, Bewegen, wer da still stehen
kann ist entweder tot oder taub. PolkaSambaRumbaTexMex-Sound,
ein extrem tanzbarer Mix aus Folk-Rock mit jeder Menge
heimatrockiger Quereinschläge ganz hervorragend aufgemischt
und noch dazu alle Positionen absolut spitzenmäßig besetzt. So
ein treibender Kontrabass prägt ganz anders als ein E-Bass,
der Gitarrensound ist durch die Steelguitar schon ganz
markant, und zusammen mit Joey Burns Saitensprüngen braut es
sich zu einem trocken heißen Wüstensturm zusammen. Und
außerdem hat er ne tolle Stimme! Dazu liefern Jacob und Martin
die passende Mariachi-Stimmung bzw. die sirrenden Töne aus
seinem Röhrentablett oder dem Synth, John Convertino an den
Drums zuzusehen ist ne Sensation und Augenweide, von der
Spielfreude, die ganz automatisch über die Bühne bläst, mal
ganz abgesehen. Die Mischung macht's: rockig, bass- und
gitarrenlastig, toll ausgetüftelter Sound, Stil-, Rhythmus-,
Stimmung der Songs wechseln ständig. Across the Wire hab ich
in bester Erinnerung und natürlich Not even Stevie Nicks und
eine ganz aufregende Version eines Hits von vor langer langer
Zeit, es fällt mir auch während dessen nicht ein, weil der
Kopf nicht schizophren genug ist, auf jeden Fall das einzige
Stück das ich kenne und ich bin ganz hin und weg darüber. Eine
Musik, die sich für mich unbedingt am Liveset entfalten muss,
nicht zwingend für den Player, und deshalb ist es garantiert
nicht der letzte Wüstentrip.
Christel Amberg-Wiegand für www.erlebtemusik.com
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